Sonntag, 13. Oktober 2013

Der Geburtstags-Nazi

Hallo, ich bin Alice - und ich bin ein Geburtstags-Nazi.
Ich hasse meinen Geburtstag nicht erst seitdem ich steil auf die 30 zugehe, was bei Frauen ja gerne mal den Sprung in die Depression auslöst. Dabei springe ich echt gern, Bungee, Falschirm, etc. aber Depressionen sind nicht so meins. So ein richtiger Fan war ich einfach noch nie. Und inzwischen bin ich ein Geburtstags-Nazi.
Ich gehe nicht ans Telefon, schalte mein Handy aus und verstecke mich. Während meine Eltern mich im Urlaub vermuten, denken meine Freunde ich sei bei meinen Eltern. Versteht mich nicht falsch, ich stehe auf Sekt, morde für Kuchen und brenne für Geschenke, ich könnte Regentonnen mit Tränen füllen, wenn mir meine Liebsten sagen, dass sie mich gern haben....aber warum muss das alles an nur einem Tag im Jahr passieren?
Wie wäre es mit schokoladigen Brownies im März, liebevollen Umarmungen im Juli, einem "Schön, dass es dich gibt", zum Herbstanfang und Geschenke? Über Geschenke freue ich mich das ganze Jahr. Wer tut das nicht?! Aber sind sie doch viel besser, wenn sie spontan geschenkt werden. Dinge, die einen an gemeinsame Erlebnisse erinnern, wie eine Konzertkarte zur Band, deren Lied man gemeinsam beim Warten auf den Bus geträllert hat oder eine Packung des Kaffees, den man gemeinsam an diesem einen verkarterten Morgen genossen hat. Das ist doch so viel besser, als der dritte unter Druck gekaufte Eierbecher für den Veganer, der total inspirierende Kalender mit Lebensweisheiten für jeden Tag, das nach klebrigem Popcorn riechende Parfum aus der Drogerie oder dieses schöpferische Kunstwerk, das mich nachts um den Schlaf bringt, weil es mich auch noch immer anstarrt, selbst wenn es hinter dem Schrank steht.
Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt, aber wenn ich dann so in aller Ruhe an meinem Tag zu Hause bin, dann leg ich schon mal 50Cents In Da Club auf, hiphoppe mich durch meine Wohnung und lasse mir meinen Geburtstags-Cocktail schmecken. Mit Schirmchen versteht sich.
Jede einzelne Nachricht zum Ehrentag ist schön. Aber umso enttäuschender ist doch, das Fehlen von Nachrichten, derer die es vergessen haben. Deshalb ist es doch auch viel großartiger, wenn mich ein alter Schulfreund anruft, weil er an mich gedacht hat, als er sich einen doppelten Eisbecher bestellt hat, als wenn Facebook ihn dran erinnert hat, dass ich Geburtstag hab.
Hallo, ich bin Alice, ich bin ein Geburtstags-Nazi und werde auch weiterhin außerhalb von Feiertagen Kuchen backen, an alltäglichen Montagen SMS mit besten Wünschen verschicken und zum Feierabend meine Liebsten drücken.

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